Hi ich bin SU (Susan Sommerfeld),
Ich habe das Leben schon immer geliebt und auch meine Freiheit. Die nahm mir jedoch der Krebs als ich 31 Jahre alt war. Da erkrankte ich zum ersten Mal an Brustkrebs. Chemotherapie, Bestrahlung, Antihormontherapie und die Abnahme der rechten Brust folgten.
Mein Leben wurde damals auf den Kopf gestellt und ich hinterfragte alles. Zuvor hatte ich gerade mein Studium beendet und startete in meinem ersten Job in Deutschland.
Vor meiner Krebserkrankung bereiste ich die Welt, lebte viele Jahre auf Ibiza, in Barcelona und in England. Und genau diese Freiheit wollte ich zurück haben als ich die Erkrankung überwunden hatte. Zumindest dachte ich dies - doch ich wurde eines besseren belehrt: im Juli 2018 kam der Krebs zurück. Die Diagnose war diesmal metastasierter Brustkrebs. Das riss mir den Boden unter den Füßen weg. Ich gab auf und sah schon meine Beerdigung vor meinem inneren Auge, denn in dieser Zeit starben auch meine geliebten Großeltern. Nichts schien mehr, einen Sinn zu ergeben.
Doch mein Freund, den ich erst kurz zuvor kennengelernt hatte, gab mir neuen Mut und ließ mir buchstäblich Flügel wachsen. Ich fing mit dem Stand-Up-Paddling an. Auf dem Board und mitten auf dem Meer begann ich alles um mich herum zu vergessen und war die SU ohne Krebs, ohne jegliche Krankenhaustermine. Ich wurde süchtig und wollte nicht nur Stand-Up-Paddling, ich wollte mehr - mehr vom Leben und mehr Zeit mit meinem Freund, den ich über alles liebe und der mir Halt gibt, der mein Fels in der Brandung ist.
Um mehr übers Stand-Up-Paddling zu lernen, absolvierte ich eine Ausbildung zum SUP Instructor und mittlerweile trainiere ich Jugendliche und Erwachsene im Stand-Up-Paddling bei uns im Verein in Hamburg. Aufgrund von Corona habe ich meinen Job verloren, doch meinen Mut zu leben, den habe ich nicht verloren. Mittlerweile bin ich sogar zum Jugendwart im Verein gewählt worden. Die Stunden mit den Kids auf dem Wasser geben mir unendlich viel Kraft und es macht so riesig Spaß.
Um meinen Körper und den der anderen besser kennenzulernen, habe ich in meiner Arbeitslosigkeit zusätzlich noch einen Fitnesstrainer-Kurs online belegt.
Bei meiner ersten Diagnose Brustkrebs fing ich mit dem Bloggen an, da ich nachts von der Chemo nicht schlafen konnte und den Austausch zu anderen Betroffenen suchte. Es tat unheimlich gut, über das Erlebte zu sprechen und Tipps auszutauschen. Es war wie meine eigene Therapie. Mittlerweile hat sich mein Blog verändert und ich teile hier auch vieles über das Stand-Up-Paddling und über mein Leben als Palliativpatientin.
Inzwischen gibt es recht viele Krebsblogger*innen, die aufklären und andere Patient*innen damit unterstützen. Diese Kräfte bündelten wir im Februar 2020 und gründeten gemeinsam das Netzwerk „Cancer Unites - Krebs verbindet“. Unser Ziel ist es, das gesammelte Wissen und unsere Erfahrungen zu teilen, so dass andere Patient*innen und Angehörige Zeit sparen und einen einfacheren Weg durch die Therapien haben. Gemeinsam unterstützen wir uns und suchen solange nach passenden Ansprechpartner*innen bis wir das richtige gefunden haben. Miteinander, füreinander.
Es wird also nie langweilig und der Krebs hindert mich nicht daran, ein gutes und erfülltes Leben zu führen.
Jeden Morgen begrüßen mich meine Kaninchen, und mit meinem Freund, der es liebt zu kiten, fahren wir in unserem ausgebauten Camper an die schönsten Strände und genießen das Leben gemeinsam in vollen Zügen. Unser Traum ist es, nach Hawaii zu fliegen und dort zu heiraten und die Wellen zu surfen. Für mich bedeutet die Diagnose metastasierter Brustkrebs nicht das Ende, es bedeutet für mich die Diagnose Leben.
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"Meine Liebeserklärung an das Leben!"
"Walking in my Shoes."