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Sophia Haberkorn

Autor

Solo-Reisen ist nicht nur DER Trend schlechtweg gerade, sondern auch extrem romantisiert. Auf Social Media sieht es so aus, als hätten Alleinreisende konstant die schönste Zeit ihres Lebens. Geteilt werden vor allem die Peak-Momente des Trips, wie es eben auf den sozialen Netzwerken üblich ist. Zu sehen sind weiße Sandstrände, blaues Meer und Palmen soweit das Auge reicht. Außerdem spricht die Person darüber, wie lebensverändernd diese Erfahrung ist und wie viele Menschen sie schon kennengelernt hat. Ich will nicht sagen, dass das nicht die Realität ist. Das sind echte Emotionen und Erlebnisse, die ich auch auf meinen Solo-Reisen hatte. Das überwältigende Glücks- und Freiheitsgefühl ist die eine Seite.

Was auf Instagram und Co weniger zu finden ist, sind die negativen Seiten des Alleine-Reisens. Natürlich will niemand über die schwierigen Situationen sprechen, in denen die Person gesteckt hat. Das verkauft sich schließlich nicht so gut, wie das High-Life.

Auf meinen Social-Media-Kanälen habe ich mir von Anfang an das Ziel gesetzt, meine Erfahrungen so ehrlich und echt zu teilen wie möglich. Deshalb habe ich meine Community auch an meiner Dengue-Erkrankung auf den Philippinen, meinen Struggles auf dem Weg und meinen Reise-Blues teilhaben lassen. 

Um dir einen besseren und vor allem realistischen Einblick in das Alleine-Reisen zu geben, decke ich hier die Wahrheit auf. Was sind die wirklichen Vorteile des Solo-Reisens? Was sind die Nachteile und warum ist der Prozess eine reine Achterbahnfahrt? Außerdem packe ich aus: Wie habe ich eine Dengue-Erkrankung auf einer kleinen Insel überstanden und warum hatte ich in Mexiko verdammt Glück nicht in eine Schießerei verwickelt zu sein?

Vorteile des Solo-Reisens

Lass uns mal mit den positiven Aspekten anfangen. Das Reisen allein machen nicht grundlos so viele Menschen. Es hat eine ganze Reihe an schönen Seiten, die eben diese Erfahrung so besonders machen.

Vorteil #1: Der Selbstbewusstseins-Push

Eine Reise allein wird deinem Selbstbewusstsein einen ordentlichen Push geben. Ich bin ehrlich mit dir, ich war vor meinen Solo-Reisen keine Person, die durch ihr großes Selbstbewusstsein aufgefallen ist. Im Gegenteil, ich war eher das Mädchen, das sich nicht so wirklich etwas zugetraut hat. Das hat sich mit meiner ersten Reise allein geändert. Auf einmal war auf mich gestellt. Wenn ein Problem aufkam, musste ich es selbst lösen. Ich konnte mich nicht mehr von jemanden anderen abhängig machen oder auf Hilfe hoffen. Aber genau das hat mir gezeigt, dass ich so ziemlich alles allein schaffen kann. Ich habe erkannt, dass ich selbst zu so viel mehr fähig bin als ich dachte.  Das hat mein Selbstbewusstsein aufgebaut und mit jeder Reise allein ist es weitergewachsen. Denn mit jedem Trip habe ich neue Hindernisse auf dem Weg überwunden und meine eigene Stärke erkannt.

Vorteil #2: Das Freiheitsgefühl

Der wahrscheinlich größte Vorteil des Alleine-Reisens? Du kannst machen, was du willst, wann du willst und wie du es willst. Für mich war es unglaublich befreiend, dass ich mich nach niemandem richten musste. Ich habe in den Tag hineingelebt und spontan entschieden, worauf ich Lust habe. Wenn ich mit anderen Menschen sein wollte, habe ich im Hostel jemanden angequatscht. Wenn ich allein sein wollte, war das aber auch kein Problem. Ich musste keine Kompromisse finden, weil es nur mich gab. Auch meine Pläne, Last-Minute zu ändern, hat niemanden gestört. Das Reisen allein bedeutet absolute Freiheit. Für mich war dieses Gefühl so überwältigend und schön, dass ich mir auf meinem ersten Trip ein Tattoo dafür stechen lassen habe. Diese Erfahrung gibt es bei Reisen mit anderen so einfach nicht.

Vorteil #3: Die Reisefreundschaften

Wer allein unterwegs ist, ist offener für neue Verbindungen und Freundschaften. Gerade in Hostels ist es besonders einfach, neue Menschen kennenzulernen. Ein kurzes „Hey, wo kommst du her?“ und wenig später bist du mit dieser Person unterwegs. Diese Reise-Freundschaften, die du unterwegs schließt, sind meistens sehr intensiv. Zumindest waren sie das für mich. In kürzester Zeit lernst du diese Person kennen. Ihr unternehmt so viel wie möglich, weil ihr wisst, dass ihr bald wieder getrennte Wege geht. Außerdem waren für mich die Einblicke in das Leben der anderen Person unglaublich interessant. Ich habe so viele unterschiedliche Geschichten gehört, was mich sehr inspiriert hat und meine Sichtweise auf mich und die Welt verändert hat. Es klingt klischeehaft, aber es ist wahr. Oft sind es nur wenige Tage, die ich mit der Person verbracht habe. Die Erinnerung an die gemeinsame Zeit bleibt aber für immer.

Nachteile des Solo-Reisens

Leider ist das Reisen allein nicht nur eine wundervolle und positive Erfahrung. Natürlich hat es auch negative Seiten, die eben oft nicht gezeigt werden. Gerade die schlechten Tage können besonders schwierig sein, weil du eben allein bist.

Nachteil #1: Hilflosigkeit

Egal, ob beim Reisen mit jemandem zusammen oder allein, es gibt immer Situationen, in denen etwas schiefläuft. Der Transport klappt nicht, dir wird etwas gestohlen, du wirst krank oder du fühlst dich unsicher. Die Liste ist lang. Vorhersehbar sind diese Dinge nicht und genau das ist das Problem. Du weißt nicht, was und wann etwas passieren wird. Vielleicht wirst du verschont. Aber ich bin mir sicher, dass du mindestens in einer nicht-idealen Situation landen wirst. Ich will dir damit keine Angst machen, das ist eben normal. Der Unterschied ist allerdings, dass du beim Alleine-Reisen auf dich gestellt bist. In so einem Moment fühlst du dich vermutlich erst einmal hilflos. So ging es zumindest mir, als ich etwa mit Dengue-Fieber auf einer kleinen Insel in den Philippinen diagnostiziert wurde.  Die gute Nachricht ist, dass es IMMER eine Lösung gibt. Mir haben dort zwei niederländische Mädels geholfen und sich um mich gekümmert, als ich nicht mal die Unterkunft verlassen konnte. Trotzdem sind solche Situationen immer erst einmal schwer zu handeln. Am liebsten wäre ich nach Hause geflogen, aber das ging natürlich nicht.

Nachteil #2: Mehr Aufwand

Ein Punkt, den viele beim Reisen allein nicht bedenken ist, dass du alles planen musst. Zu zweit oder in einer Gruppe kann man die Arbeit aufteilen. Eine Person bucht die Unterkunft, die nächste checkt die Flüge und die dritte Person kümmert sich um die Aktivitäten. Wenn du solo unterwegs bist, musst du dich logischerweise um alles selbst kümmern. Das ist deutlich zeitaufwendiger. Vor allem für unerfahrene Reisende kann das Buchen und Planen daher deutlich länger dauern. Ich persönlich fand es weniger störend. Trotzdem habe ich es sehr genossen, dann beim Reisen in einer Gruppe mich etwas zurückzulehnen.

Nachteil #3: Höhere Kosten

Das Reisen allein ist teurer als das Reisen zu zweit oder in der Gruppe. Das liegt daran, dass du dir einige Kosten nicht teilen kannst. Wenn du dir etwa ein Taxi nimmst, musst du den vollen Preis bezahlen. Für das Zimmer in der Unterkunft zahlst auch du allein. Deswegen ist die Reise als Solotraveler meistens weniger „luxuriös“. Ein Hostel ist schließlich günstiger als ein Airbnb und der öffentliche Bus kostet weniger als ein Taxi. Wer in der Gruppe unterwegs ist, kann solche Ausgaben teilen und sich dadurch öfter etwas gönnen. Allein ist das jedoch schwieriger. Für mich war es deswegen klar, dass ich on-budget reise. Alternativ kannst du trotzdem die teureren Reisemethoden wählen. Dann solltest du dein Budget allerdings auf jeden Fall hochsetzen.

Nachteil #4: Einsamkeit

Es gibt einen Unterschied zwischen allein sein und einsam sein. Wer allein reist, ist nicht immer einsam. Dennoch kann es immer wieder Momente geben, in denen du dich so fühlst. Für mich waren sie auf meinen Solo-Trips eher selten. Wenn sie allerdings eintraten, waren sie umso intensiver. In einem fremden Land weit entfernt von Freunden und Familie zu sein, kann solche Gefühle hervorrufen. Vor allem an ruhigeren Tagen, wo du nicht so viel geplant hast. Das ist normal und gehört dazu. Manchmal hält das eine Weile an. Oft vergeht die Einsamkeit aber genauso schnell wieder, wie sie kam.

Der Prozess

Der Prozess einer Solo-Reise durchläuft unterschiedliche Phasen. Das habe ich festgestellt, als ich bereits mehrere Trips allein gemacht habe. Statt des „Alles ist so toll“-Vibes auf Instagram ist der Weg mit Zweifeln, Hinterfragen und Diskomfort geprägt. Ich habe die Emotionen in fünf Phasen unterteilt. So habe ich die meisten meiner Solo-Abenteuer erlebt. Tatsächlich war der Prozess immer ähnlich, unabhängig davon, wie viele Reisen ich davor schon allein gemacht habe. Um dir die Angst vor deiner Reise etwas zu nehmen und dich darauf vorzubereiten, was auf dich zukommt, habe ich die Phasen für dich zusammengefasst. So könnte deine Alleinreisen-Achterbahnfahrt aussehen:

Phase #1: Aufregung und Vorfreude

Du hast deinen Trip gebucht und dich überwunden. Das war der erste wichtige Schritt. Danach freust du dich erstmal auf deine Reise. Wahrscheinlich zählst du schon die Tage, bis es endlich losgeht. Du bist dir ganz sicher, dass das der Trip deines Lebens wird und du die besten Erfahrungen deines Lebens haben wirst. „Wow, ich mach’ das jetzt wirklich!“, denkst du. Während du deine Packliste schreibst, träumst du dich schon vor Ort. Auf Pinterest suchst du dir Inspirationen für deinen Trip und planst, was du alles sehen möchtest. Du bist aufgeregt, aber du freust dich auf das kommende Abenteuer!

Phase #2: Zweifel überkommen dich

Nach einer Weile der Vorfreude lässt das Glücksgefühl nach. Ein Schwall an Zweifeln rollt über dich hinweg. Je näher die Abreise rückt, desto unsicherer wirst du. „Bin ich bereit dafür? Soll ich das wirklich machen?“, denkst du dir. Dein Kopf zeigt dir sehr deutlich, dass du deine Komfortzone verlässt und unergründetes Territorium betrittst. Vor allem bei deiner ersten Reise allein ist diese Phase vermutlich sehr intensiv. Am liebsten würdest du einen Rückzieher machen und die Reise canceln. „Vielleicht ist das ja doch nichts für mich. Zuhause ist es doch auch ganz schön“, versuchst du dich zu überzeugen. In dieser Zeit ist es wichtig, dir wieder in Erinnerung zu rufen, warum du diese Reise machen möchtest. Natürlich ist es einfacher zu sagen, dass du erst gar nicht losziehst. Aber du hast dich ja aus einem bestimmten Grund für diesen Trip entschieden. Jedes Mal, wenn dein Kopf dir Zweifel einredet, hast du die passende Antwort parat. 

Wenn ich dir erzählen würde, wie oft ich schon kurz davor war, eine Reise abzusagen, würdest du mich wahrscheinlich auslachen. Es war oft ein Hin und Her. Einen Moment wollte ich unbedingt direkt los und im nächsten Moment hatte ich wieder große Ängste. Aber das gehört eben dazu. Lass dich davon nicht verunsichern! Denn schneller als du schauen kannst, steht der Abreisetag vor der Tür und du sitzt im Flugzeug.

Phase #3: Der Startschuss

Du hast es geschafft! Deine Tasche ist gepackt und du bist bereit zum Abflug. Alles ist vorbereitet, der Trip geplant und du befindest dich auf 10.000 Metern Höhe mit dem Blick auf den Horizont. Jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Im Gegensatz zu deiner Zeit der letzten Wochen fühlst du dich jetzt bereit für die Challenge. Der ganze Vorbereitungsstress fällt ab und du freust dich einfach auf die kommenden Wochen. Egal, was kommt, du wirst den Trip genießen und einfach alles auf dich zukommen lassen. Da ist diese Ruhe in dir, die dir ein gutes Gefühl gibt. 

Phase #4: Das Anfangstief

Wer denkt, dass ab jetzt alles nur noch großartig ist, den muss ich enttäuschen. Tatsächlich sind die ersten Tage des Solo-Trips in meinen Augen die schwierigsten. Denn du kommst in einem fremden Land an, komplett allein und bist erst einmal überfordert. Statt direkt das Reise-High zu haben, fühlst du dich vielleicht einsam. Gerade zu Beginn sind es viele neue Eindrücke. Neue Kultur, neuer Vibe, neue Menschen, neues Umfeld. Außerdem musst du beim Solo-Travel erstmal deinen Rhythmus finden. Wie gestaltest du deine Tage? Es dauert eine Weile, bis du in den Flow kommst und deinen Platz in dem neuen Land findest. Es ist alles mindestens genauso aufregend, wie es beängstigend und neu ist. 

Das Anfangstief traf mich sehr unerwartet. Ich bin davon ausgegangen, vor Ort anzukommen und ab dann eine unglaubliche Zeit zu haben. Dabei habe ich in den ersten zwei bis drei Tagen oft den Gedanken gehabt: „Soll ich wieder zurückfliegen?“ Schon oft habe ich nach Flügen in ein anderes Land oder nach Hause geschaut, weil ich mich nicht richtig auf die Erfahrung einlassen konnte. 

Dabei braucht es genau in dieser Zeit Durchhaltevermögen. Gib jetzt nicht auf! Es dauert einen kurzen Moment, bis du hier richtig angekommen bist. Du bist außerhalb deiner Komfortzone und das nicht nur ein bisschen. Du hast dich wortwörtlich kilometerweit aus deiner eigenen Komfortzone raus katapultiert. Das fühlt sich unbequem an. Schließlich weißt du nicht, worauf du dich einlässt und was dich erwartet. Aber jetzt heißt es, Zähne zusammenbeißen. Halte durch! Denn wenn du dich hier eingewöhnt hast, beginnt der beste Teil deiner Reise.

Phase #5: Der Solo-Reise-Flow

Nach der schwierigen Anfangszeit folgt das, was das Alleine-Reisen so besonders macht – der Solo-Reise-Flow. Du bist endlich angekommen und hast deinen Groove gefunden. Vielleicht hast du schon neue Reisefreunde kennengelernt und bist mit ihnen zusammen unterwegs. Jeden Tag öffnest du dich ein Stück mehr für neue Erfahrungen und lässt dich einfach treiben. So langsam fühlst du dich wohl in dem neuen Land und kannst das Reisen wirklich genießen. 

Für mich war das die Phase, die am längsten angehalten hat. Meistens habe ich schnell neue Menschen kennengelernt und mich in dem Land wohlgefühlt. In manchen anderen Fällen war das nicht der Fall. Als ich in Mexiko war, gab es dort Schießereien und mir ging es gesundheitlich schlecht. Deshalb musste ich meine Reise dort vorzeitig abbrechen. Als ich hingegen in Portugal war, habe ich gleich am ersten Tag zwei liebe Mädels kennengelernt, mit denen ich Dinge unternommen habe. Es ist nicht wirklich vorhersehbar, wann der Flow eintritt und wie wohl du dich in dem Land fühlst. Aber meistens passiert das eher schnell. Vor allem soziale Kontakte helfen dabei sehr. Deswegen würde ich dir raten, am Anfang da besonders den Fokus draufzulegen. Je schneller du Freunde findest, desto besser wird deine Erfahrung vor Ort sein. 

Natürlich hört der Prozess damit nicht auf. Es wird immer wieder Tage geben, an denen es dir vielleicht nicht so gut geht. Wie im Alltag auch, gehst du durch verschiedene Phasen. Hochs und Tiefs sind normal. Wichtig ist hier, dass du die Erlebnisse für das akzeptierst, was sie sind und dir keinen Druck machst. Je mehr du denkst, dass jeder Tag toll sein muss, desto weniger wird es so sein. Geringere Erwartungen tun gut, weil sie dir die Freiheit geben, deine Emotionen so zu durchleben, wie sie kommen. Aber ich bin mir auch sicher, dass diese vor allem positiv und schön sein werden. 

Dinge, die auf meinen Solo-Reisen schiefgelaufen sind

Ich habe am Anfang schon angeschnitten, dass beim Reisen natürlich auch immer zu schwierige Situationen auftreten können. Es läuft eben nicht immer alles optimal. Um dir einen Einblick zu geben, wie solche Umstände aussehen können, erzähle ich dir von meinen Erfahrungen unterwegs. Damit will ich dir vor allem zeigen, dass es aus schwierigen Zeiten auch immer etwas Gutes kommt. Durch die beschissensten Momente auf Reisen sind auch immer sehr schöne Erlebnisse oder Freundschaften entstanden. Diese Geschichten sollen dir Hoffnung geben, wenn du in einer ähnlichen Situation gelandet bist.

Fail #1: Schießerei in Mexiko

Eine der wohl beängstigenden Situationen auf all meinen Reisen allein fand direkt am Anfang meines 7-monatigen Trips nach Amerika statt. Ich war bereits erst eine Woche in Yucatan, Mexiko unterwegs. An dem Tag wachte ich in meinem Hostel in Tulum auf. Nachdem ich gestern angereist war, wollte ich heute die Region entdecken. Zwei kanadische Jungs luden mich ein, mit ihnen die Gegend zu erkunden. Also fuhren wir verschiedene Cenoten (mit Wasser gefüllte Sinklöcher) an. Wir verbrachten den Tag damit, die Unterwasserwelt dieser Höhlen-Pools zu entdecken, sprangen von Sprungtürmen und hatten einfach eine wundervolle Zeit zusammen.

Am Abend kehrten wir zurück nach Tulum, unwissend, was uns in ein paar Stunden erwarten würde. Wir entschieden uns, gemeinsam mit anderen Reisenden aus dem Hostel zum Abendessen in der Stadt zu gehen. Die Hauptstraße war gefüllt mit Menschen. Ein Restaurant reihte sich an das Nächste. Nachdem wir uns einen Überblick verschafft hatten, wollte der Großteil der Gruppe in ein italienisches Restaurant auf der Hauptstraße gehen. Ich schaute mir die Preise an und war überrascht. „Ziemlich teuer für Mexiko“, dachte ich mir. „Soll ich was sagen, oder einfach dem Willen der Gruppe nachgeben?“. Als klassischer People Pleaser wäre ich normalerweise mit dem Strom geschwommen und hätte nachgegeben, aber nicht heute. Ich fragte, ob wir nicht nach einer günstigeren Option Ausschau halten können. Die Gruppe stimmte zu und wir sind letztendlich in einem mexikanischen Restaurant in einer Seitenstraße gelandet.

Alle waren glücklich mit der neuen Wahl und wir hatten einen schönen Abend zusammen. Nach dem Essen liefen wir gemeinsam zurück zum Hostel. In der Sekunde, als wir dort ankamen, hörten wir in der Entfernung auf einmal laute Schüsse. Nicht unbedingt etwas Untypisches in Mexiko. Tatsächlich aber schon ungewöhnlich für die Touristische Region, in der wir uns befanden. Kurz darauf ertönten bereits Sirenen von mehreren Krankenwagen. Ich fühlte mich zwar unwohl, aber dachte mir erstmal nichts weiter dabei und ging schlafen.

Am nächsten Morgen wachte ich auf zu einem Schwall an Nachrichten der kanadischen Jungs. Sie fanden auf Twitter heraus, dass die Schießerei in dem italienischen Restaurant stattfand, das wir beinahe besucht hatten. Vier Touristen wurden dort in Kreuzfeuer erschossen, einige mehr verletzt. Eine Reihe an „Was wäre, wenn“-Momenten schoss in meinen Kopf. „Was wäre, wenn ich der Gruppe zugestimmt hätte? Was wäre, wenn wir dort essen gegangen wären? Was wäre, wenn wir nur ein bisschen länger sitzen geblieben wären als in dem anderen Restaurant?“ Wir hatten verdammt viel Glück. Trotzdem habe ich mich danach nicht mehr sicher in Tulum gefühlt und bin weitergereist nach Bacalar. Dort hat es mir besser gefallen und ich habe tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich eine gute Zeit hatte.

Der Vorfall in Tulum hat definitiv einen Schatten über meine Zeit in Mexiko geworfen. Gleichzeitig hat er mir Durchhaltevermögen gelehrt. Statt direkt aufzugeben und zurückzufliegen, entschied ich mich zu bleiben und das Beste aus der Zeit zu machen. 

Fail #2: Dengue-Fieber auf den Philippinen

Das absolute Worst-Case-Szenario beim Alleine-Reisen ist es, krank zu werden. Trotzdem passiert es. Der Klassiker ist die Magengrippe. Ein versehentlicher Schluck Leitungswasser oder etwas Schlechtes gegessen und schon verbringst du die nächsten drei Tage in der Nähe einer Toilette. Nicht ideal, aber auch nicht so dramatisch. Als ich in Manila im Hostel ankam und mich komisch fühlte, dachte ich, dass es wieder so weit ist. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es sich trotz der ähnlichen Symptome nicht um eine Lebensmittelvergiftung handelte.

Ich war mit zwei niederländischen Mädels unterwegs. Wir lernten uns in Thailand kennen und entschieden uns gemeinsam auf die Philippinen zu fliegen. Während die zwei Mädels Manila erkundeten, lag ich im Bett und versuchte mich auszukurieren. Nach zwei Tagen in der Stadt hatten wir geplant gemeinsam auf Siargao zu fliegen. Da es mir immer noch nicht besser ging, entschied ich eine Nacht länger in Manila zu bleiben und dann nachzukommen. „Länger als drei Tage kann diese doofe Magengrippe ja nicht anhalten, oder?“, dachte ich. Entgegen meiner Erwartung ging es mir am nächsten Tag auch nicht besser. Ich war an mein Bett gefesselt, ich hatte Fieber, konnte mich kaum bewegen und erst recht nichts essen. Weder die Schmerztabletten noch die Vitamine halfen meinem Wohlbefinden.

Um etwas in meinem Magen zu haben, entschied ich mich das Hostel zu verlassen und in einem Café einen Bissen zu essen. Jeder Schritt auf dem Weg dorthin fühlte sich an, als würde ich einen Marathon laufen. Obwohl ich kaum stehen konnte, trat ich den Flug an, um nach Siargao zu den Mädels zu fliegen. Lieber krank auf einer Insel mit meinen Freunden als allein in Manila. Die Reise dorthin war ein Albtraum. Ich versuchte so wenig wie möglich zu stehen und schleppte mich mit letzter Kraft in das Flugzeug. Auf der Insel angekommen, hatte ich kurz das Gefühl, dass es mir besser geht. Doch das hielt nicht lange an. Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie in Manila. Während die Mädels surften und ihr bestes Leben lebten, verschlief ich die meisten Tage einfach. Als es mir nach drei weiteren Tagen gleichbleibend schlecht ging, wollte ich doch zum Arzt. Eins der Mädels fuhr mich in das wahrscheinlich kleinste Krankenhaus, das ich je gesehen habe.

Während der Rollerfahrt dorthin hatte ich mehrmals das Gefühl ohnmächtig zu werden. Im Krankenhaus angekommen, wurde sich direkt um mich gekümmert. Ich bekam eine Infusion, da ich stark dehydriert war. Daraufhin schaute mich die Ärztin an, entdeckte roten Ausschlag über meinen gesamten Körper verteilt und sagte: „Du hast Dengue-Fieber.“ Die Blutwerte bestätigten diese Erkenntnis. Ich hatte keine Ahnung, wie schwerwiegend eine solche Erkrankung verlaufen kann, aber es ist nicht ganz ungefährlich. Deshalb musste ich für eine Woche jeden Tag zurück ins Krankenhaus, um meine Blutwerte überprüfen zu lassen. Außerdem wurde ich auf innere Blutungen untersucht. Es war beängstigend nicht zu wissen, was mit mir passiert. Ich verbrachte insgesamt zwei Wochen im Bett, während die Mädels sich um mich kümmerten. Sie fuhren mich ins Krankenhaus, erinnerten mich daran, meine Medikamente zu nehmen und bestellten Abendessen für uns.

Wieder einmal hatte ich unglaublich Glück, dass ich in dieser Situation nicht allein war. Ich weiß nicht, was ich ohne die beiden gemacht hätte. Nachdem es mir besser ging, erkundeten wir für wenige Tage die Insel. Daraufhin beschloss ich, die beiden nach Bali zu begleiten, damit wir noch einige schöne Tage zusammen verbringen können. Bis heute sind wir in Kontakt und eine der beiden hat mich sogar in meinem neuen zuhause in Portugal besucht. 

Fail #3: Trennung auf Reisen

Herzschmerz ist kacke! Ich bin mir sicher, da sind wir uns einig. Aber weißt du, was noch schlimmer ist? Herzschmerz im Ausland. Als ich in die USA flog, um meinen damaligen Freund zu besuchen, ahnte ich nicht, was kommt. Statt mit ihm eine gute Zeit zu verbringen, saß ich wenige Tage später in einem Hostel in San Diego. Ich hatte keinen Plan, was ich tun sollte und wie mein Leben weitergehen soll.

Aber die Welt dreht sich eben weiter, auch nach einer Trennung. Also versuchte ich, das Beste daraus zu machen. Da ich mich in San Diego sehr wohlfühlte, entschied ich mich, nach einem Zimmer dort zu suchen. Ich wollte eine Weile bleiben und mein Herzschmerz dort heilen, bevor ich weiterzog. Weiter im Hostel zu leben, war keine Option. 16-Bett-Zimmer sind nicht gerade ideal, wenn du eigentlich nur Privatsphäre willst.

Durch Zufall fand ich ein bezahlbares Zimmer in einer Mädels-WG. Es war sehr einfach, aber für mich perfekt. Schließlich wollte ich nur meine eigenen Vier-Wände. Innerhalb einer Woche hatte ich ein neues Zuhause. Die Mädels nahmen mich mit offenen Armen auf und lenkten mich ab. Das tat sehr gut. Sie nahmen mich mit auf Treffen mit ihren Freunden und wir fuhren im Cabrio die Palmenstraßen runter. Ehe ich mich versah, hatte ich mich neu verliebt. Nicht in eine Person, sondern vielmehr in den Ort. San Diego, beziehungsweise Pacific Beach, wurde zu meinem Safe Space. Ich lernte tolle Menschen kennen, ging zum Yoga am Strand und fuhr mit den Inlineskates die Strandpromenade herunter. Mein Herzschmerz war nicht plötzlich verschwunden, er ploppte immer mal wieder auf. Aber die Momente vor Ort machten ihn aushaltbar. Und im Nachhinein bin ich überzeugt davon, dass ich durch die Trennung so wundervolle Momente vor Ort hatte. Schließlich hätte ich den Großteil der Menschen niemals kennengelernt und viele der Erfahrungen nicht gehabt, wenn ich nicht allein unterwegs gewesen wäre.

Bis ich nach drei Monaten die USA verlassen musste, hatte ich eine unglaubliche Zeit gehabt. Der Abschied fiel mir dementsprechend besonders schwer.

Fazit

Wie du siehst, ist Solo-Reisen oft chaotisch und unberechenbar. Deine Pläne können sich von einem Tag auf den anderen ändern. Du begegnest Menschen oder Situationen auf dem Weg, die deine Reise beeinflussen. Aber letztendlich ist es genau diese Unberechenbarkeit und die Freiheit, die das Reisen allein so besonders machen. Weil wie langweilig wäre es denn, wenn du von Anfang an wüsstest, wie alles laufen wird? Solo-Travel ist eine Herausforderung. Genau deshalb lernst du so viel über dich auf dem Weg. Wie reagierst du, wenn etwas schiefläuft? Du erkennst, dass du zu mehr fähig bist, als du zuvor dachtest. Dein Selbstbewusstsein wächst.

Und das nicht nur mit dem Rucksack auf dem Rücken. All das, was du auf Reisen lernst, überträgt sich auf das „echte Leben“. Durch meine Abenteuer allein hatte ich den Mut, einen neuen Karriereweg einzuschlagen und auszuwandern. Ich bin mir sicher, dass sich auch bei dir die Auswirkungen dieser Reise zeigen werden. Die schwierigen Zeiten prägen dich genauso wie die schönen Momente. Denn das alles ist Teil der einzigartigen Erfahrung des Solo-Reisens!

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