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Es gibt so viele Menschen, die Ihren ganz persönlichen Weg gefunden haben und uns inspirieren - durch ihre Lebensgeschichten und ihr Tun. Sie sind für uns Wegbereiter*innen. An dieser Stelle möchten wir Euch solche Menschen vorstellen oder sie selbst zu Wort kommen lassen. Sie geben persönliche Einblicke und erheben Ihre Stimmen zu wichtigen Themen, die uns und unserer Community am Herzen liegen.
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Luisa L'Audace wurde 1996 in Hessen geboren. Ihre Wahlheimat ist Niedersachsen, wo sie seit 2019 einer Ausbildung zur Logopädin nachgeht. Ihre angeborene Behinderung und die damit verbundenen Diskriminierungserfahrungen brachte sie schließlich zum Aktivismus. Die Aufklärung im Bezug auf Ableismus und Behindertenfeindlichkeit, diskriminierungsfreie Sprache, sowie Empowerment für junge Menschen mit Behinderung, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Das Schreiben war schon immer ihre größte Leidenschaft und so könnte man aus der Notizen-App auf ihrem Telefon mittlerweile ein ganzes Buch drucken.
In unserem Interview berichtet Luisa von Ihrem Weg.
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Wie würdest Du Dich als Person in drei Sätzen beschreiben?

Wenn mich etwas interessiert, stürze ich mich voll rein. Ich hinterfrage mich und alles, was ich tue ständig und bin mir selbst meine härteste Kritikerin. Das Schreiben ist mein Lebenselixier.

Wusstest Du schon immer, dass Du eine Aktivistin für Inklusion werden würdest?

Nein, vor einigen Jahren hätte ich wahrscheinlich nicht mal genau gewusst, was das genau ist. „Aktivist*in“ ist ein Begriff, der sowieso auf viele Menschen abschreckend wirkt. Es wirkt radikal und man hat schnell das Bild der kreischenden Demonstrantin im Kopf, die sich auch gerne mal irgendwo dran kettet. Letzten Endes bin ich manchmal auch genau das. Allerdings digital und oft auf Social Media, denn diese Art von demonstrieren gehen ist für mich barrierefrei. Oft bedeutet es aber auch einfach präsent zu sein, Aufklärungsarbeit zu leisten und Menschen auf ihr ableistisches Handeln hinzuweisen.

Wie sah Dein Weg dorthin aus?

Ich hatte nie geplant, in die Öffentlichkeit zu gehen und schon gar nicht, Aktivistin zu werden. Ich habe spät gelernt, mich mit meiner eigenen Behinderung zu arrangieren und zu identifizieren. Da ich in meiner Jugend besonders viel Ableismus ausgesetzt war, hatte ich viel davon verinnerlicht und schämte mich für meine Behinderung. Als es mir als junge Erwachsene gesundheitlich nicht gut ging, streckte ich auf Social Media meine Fühler nach Menschen aus, denen es ähnlich geht. Plötzlich fand ich mich voll in der Behinderten-Bubble wieder und lernte viel von englischsprachigen Aktivist*innen. So kam es, dass sich meine Meinungen und Überzeugungen immer mehr festigten und das Bedürfnis laut zu sein, immer stärker wurde.

Letzten Endes kämpfe ich aus eigener Betroffenheit. Inklusion ist für mich nicht einfach ein Thema und meine Behinderung ist nichts, was ich wie einen Mantel einfach schnell ausziehen kann, wenn es mir zu viel ist. Ableismus und Behindertenfeindlichkeit begegnen mir an jeder Ecke. Ob ich mir nun vornehme, mich heute damit auseinanderzusetzen, oder nicht.

Was treibt Dich an und wie gehts Du mit Rückschlägen um? 

Was mich antreibt, sind oft Wut und Unverständnis. Keine besonders schönen Gründe, ich weiß. Ich bin Betroffene von der Diskriminierung, gegen die ich kämpfe. Das kann sehr anstrengend und schmerzhaft sein. Allerdings ist es leider bis heute so, dass sich oft nur Betroffene selbst für ihre Rechte stark machen und auf Missstände aufmerksam machen. Ich will, dass sich grundlegend etwas ändert und das tut es nur, wenn wir uns Gehör verschaffen. Rückschläge gehören da leider dazu. Es gibt immer Menschen, die sich weder eingestehen können, dass sie nicht unfehlbar sind, noch, dass sie privilegiert sind. Doch nicht nur Einzelpersonen sind das Problem, sondern eben oft auch ganze Institutionen. Wenn man beispielsweise mit Medienschaffenden diskutiert, weil diese massiven Ableismus reproduzieren und nicht mehr dabei rauskommt, als beschwichtigende Worte und Ausreden, dann kann das schon sehr frustrierend sein. Was dann hilft, ist die Unterstützung aus der Community und der Austausch mit anderen Aktivist*innen.

In was für einer Welt wünschst Du Dir, zu leben?

Puh, ganz spontan gesagt? In einer Welt ohne -Ismen. In einer Welt, in der jeder Mensch die gleichen Voraussetzungen bekommt, sein Leben so zu gestalten, wie er es für richtig hält. In einer Welt ohne Stigmatisierung und Unterdrückung.

Welche Hoffnungen verbindest Du mit der Bundestagswahl 2021?

Ganz einfach. Weniger alte, weiße Männer und mehr Menschen aus marginalisierten Gruppen. Nicht sehr realistisch, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Welchen Tipp hättest Du für Menschen, die gerne etwas bewegen würden, sich aber nicht trauen bzw. an sich zweifeln?

Einfach anfangen. Auch ich würde einige Dinge nicht mehr so machen, wie ich sie vielleicht noch vor ein, zwei Jahren gemacht hätte. Aber das ist ja das Schöne: Nur durch’s Machen, wächst man, bildet sich eine immer detailliertere Meinung und kommt wieder auf neue Ansätze. Auch ich strauchele oft noch, wenn ich beispielsweise einen Post auf Instagram plane, der kontroverse Themen beinhaltet. Letzten Endes fallen die Reaktionen oft ganz anders darauf aus, als ich gedacht hätte. Bei besagten potentiellen Kontroversen gibt es manchmal nur positive Reaktionen, bei anderen Themen, hinter denen ich nie Streitpotential gesehen hätte, gibt es dann plötzlich doch unvorhergesehene Meinungsverschiedenheiten. Je mehr Menschen aktiv etwas tun, desto besser!

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